Rundreise Frankreich, Tage 5 und 6 – Saint Martin und La Rochelle

‚R‘-Monate und ein Platten

Dass wir auf der Île de Ré sind, ist nicht nur ein Zufall. Im Frühjahr sahen wir im örF (öffentlich rechtlichen Fernsehen) einen Reisebericht über die „Ré la Blanche“ und waren direkt angetan von der Insel und wir waren neugierig wegen der beliebten Delikatesse Austern.

Vorgestern mussten wir ja erstmal ‚ankommen‘, gestern (Samstag) nahmen wir direkt Kurs auf eine der ‚cabane‘ oder auch ‚cabane á huîtres‘ am Strand. Es war für uns beide das ‚erste Mal‘ und wir waren neugierig, wie denn wohl die Austern schmecken und ob die Angelegenheit nicht evtl. ein wenig eklig ist.
Wir orderten die traditionelle Zusammenstellung, also Austern einfach nur mit einer Zitrone, Brot mit Butter und dazu gab es einen wirklich guten Weißwein und eine Karaffe Wasser. Fazit: eklig war das Schlürfen definitiv nicht. Ich selbst war insgesamt nur mäßig angetan, zumindest hat mich der Geschmack nicht vom Hocker gehauen. Gabi dagegen haben die Austern tatsächlich sehr gut geschmeckt und sie hat sich fest vorgenommen, sich eine nächste Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. Allerdings bin ich Gabi in diesem Punkt in gewisser Weise schon sehr bald zuvorgekommen. Aber lest selbst…

Interessanter Fakt zu den Austern: Die Monate mit einem ‚R‘ im Namen, also September bis April, sind die Monate, in denen man idealerweise Austern genießen soll. Woher kommt diese Regel? Es gibt wohl mindestens zwei Gründe, die vor vielen Jahren sicher ernst zu nehmen waren, heute aber keine Rolle mehr spielen.

  1. Im Sommer ist Laich-Zeit für die Auster, d.h. dann vermehrt sie sich. ; als die Auster im Mittelalter immer mehr zur allgemeinen Delikatesse wurde, begannen die Bestände dramatisch zurückzugehen und die für die Austernzucht berühmten Orte (z.B. Cancale) konnten nicht mehr liefern.
  2. Der Transport war früher in den Sommermonaten erheblich aufwändiger und die Ware verdarb mangels Kühlmöglichkeiten schneller, sodass die Austern nicht genießbar waren.

Heute gilt beides nicht mehr und dank moderner Zuchtverfahren und entsprechender Transportmöglichkeiten können Austern das ganze Jahr über genossen werden. Ob die Austern selbst das auch so erfreulich finden, kann ich allerdings nicht beurteilen.

Wir verließen die Strandhütte und schwangen uns aufs Rad. Und wieder runter. Der Vorderreifen meines Rades war platt. Wie heißt es so schön? Wer sein Rad liebt, der schiebt. Schließlich ist Flickzeug was für Leute, die mit Eintritt ins Berufsleben über die Höhe ihrer Rente nachdenken. Trotzdem blöd, ich wäre lieber geradelt. Okay, so weit war es nicht und nach etwa 20 Minuten waren wir zurück am Wohnmobil.

Dann bin ich flott auf Gabis Rad zum Decathlon, der glücklicherweise nur gute fünf Minuten entfernt vom Campingplatz liegt. Nicht lange und beide Räder waren wieder einsatzbereit.

Noch ein Eis, das Versprechen von St. M. d. R. und unsere Mädels sind der Hammer

Schuld sind immer die Anderen. Das sei hier gesagt und für meinen Fall trifft das ausnahmslos zu. Dies nur als kleine Vorwegnahme eines Themas, das ich ja noch aufzugreifen versprach. Und eines anderen Themas, auf das ich ebenfalls noch zu sprechen kommen wollte. Aber nacheinander.

Gabi und ich schwangen uns erneut auf die Räder. Gutes Gefühl, die Luft im Reifen zirkulieren zu spüren. Erneut war unser Ziel Saint Martin de Ré (in der Überschrift oben als St. M. d. R. abgekürzt und verschandelt). Ich glaube nicht, dass es an schlechten Kindheitserinnerungen liegt, dass wir uns schon wieder ein Eis kauften. Es lag doch aller Wahrscheinlichkeit nach an der Qualität und am Geschmack des Eises. Und hier löse ich Versprechen zwei ein, nämlich die Auflösung der Behauptung, dass ich Gabis Wunsch, in Zukunft erneut Austern zu essen, zuvorkam (s.o.): ich entschied mich für drei Sorten.

  1. Tiramisu
  2. ? (ich hab’s echt vergessen)
  3. Pommes de terre avec l’huîtres

Der Witz ist: ich hatte das in der Eile nicht richtig gelesen und für mich auch nicht korrekt übersetzt. Ihr erinnert Euch? Huîtres = Austern. Trotzdem, jede einzelne dieser Eiskugeln hat mich begeistert. Und das, obwohl die 3. Sorte tatsächlich einen ordentlichen Anteil Austerngeschmack hatte.

Und da war noch die andere Sache, von der ich gestern erzählen wollte. Aber gestern habe ich gar nichts erzählt. Nein, es gab keinen Blogeintrag. Und warum? Weil die anderen Schuld sind! Exakter: unsere Fußball-Damen. Gestern war das Viertelfinale der UEFA Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2025. Gegen Frankreich. Anpfiff war 21:00h und das wollten Gabi und ich uns nicht entgehen lassen. Da muss so ein Blog schon mal warten. Supertolles Spiel oder? Ich hatte unsere Mädels in der 13. Minute definitiv abgeschrieben. Schweife ich ab? Ja, ich schweife ab.

Was ich noch erzählen wollte (und das ist evtl. interessant für den einen oder anderen Wohnmobilreisenden oder auch die eine oder andere Wohnmobilreisende) ist, dass wir beinahe schon am ersten Tag wieder nachhause gefahren werden. Der ungeneignete Leser erinnert sich, wir waren am 1. Tag in Tily und Giverny. In Giverny übernachteten wir auf dem öffentlichen Stellplatz. Wer mit dem Wohnmobil reist, benötigt i.d.R. warmes Wasser, jedenfalls gestaltet sich so das Urlauberlebnis deutlich angenehmer. Und in vielen Wohnmobilen verwendet man Verbrennungsenergie zum Betreiben des Kühlschranks. Ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Fakt, insbesondere im Sommerurlaub. In unserem Wohnmobil macht man Feuer mit Hilfe von Gas. Das haben wir auch reichlich dabei. Aber es strömte nicht. Egal, was ich anstellte, es strömte nicht. Kein strömendes Gas, kein Betrieb des Herds, kein warmes Wasser zum Duschen, kein kalter Kühlschrank.

Jetzt kommt der Tipp: In unserem Eura Mobil Contura 612 SB ist eine Truma Duo Control CS Anlage verbaut. Diese Anlage wechselt automatisch zwischen der leeren zur vollen Gasflasche. Genial. Wenn das Gas strömt. Von der Anlage führt jeweils ein Schlauch zu den beiden Gasflaschen. Direkt am Ende des Schlauchs auf der Seite der Gasflasche ist ein grüner Knopf. Nach dem Wechseln der Flaschen muss dieser Knopf (an beiden Flaschen) für mindestens 5 Sekunden gedrückt werden.
Das wusste ich und das habe ich gemacht. Direkt an der Regelung der Anlage ist ein kleines grünes Sichtfenster, das entweder rot (kein Gas) oder grün (Gas mit Druck) anzeigt. Die Anzeige war grün. Aber jetzt kommt’s: am unteren Ende des Reglers verläuft die Zufuhr in das Fahrzeug. Und hier ist ebenfalls ein kleiner grüner Knopf, der auch 5 Sekunden gedrückt werden möchte. Das wusste ich und habe das gemacht. So wie bisher nach jedem Wechseln der Gasflaschen. Mit den Fingern. Was ich nicht wusste ist, dass dieser Knopf sehr viel weiter eingedrückt werden kann (und muss) und dass das nicht mit den Fingern möglich ist, sondern es dazu eines geeignetes Werkzeuges bedarf.

Bis ich das an jenem ersten Urlaubstag auf dem Stellplatz von Giverny herausfand, vergingen viel Zeit, viel Frust, viele hitzige Wortwechsel mit Gabi und es stand ernsthaft an, die Rückreise anzutreten.
Übrigens war ein deutliches blubberähnliches Geräusch zu vernehmen, als ich diesen kleinen grünen Knopf weiter unten am Zugang zum Fahrzeug für mehrere Sekunden sehr tief mit einem geeigneten Werkzeug eindrückte.

Tour de France des Alten Mannes

In der Nacht von Samstag auf Sonntag fiel sehr viel Regen geräuschvoll auf das Dach unseres Wohnmobils. Morgens war kurz blauer Himmel zu sehen, dann regnete es erneut und wir befürchteten bereits, dass unser Radausflug nach La Rochelle ausfallen würde. Aber noch während des Vormittags klarte der Himmel immer weiter auf und letztendlich war das Wetter wieder top.

Und während dieser Bericht des nachts in Worte gefasst wird, prasselt erneut heftiger Regen auf uns hernieder und die Tropfen finden sogar ihren Weg auf den Monitor meines Laptops, das unter dem nur wenige Zentimeter geöffneten Dachfenster steht.

Also rauf aufs Rad und ab nach La Rochelle. Der Weg führte uns durch La Flotte, angeblich eine der schönsten Ortschaften Frankreichs und vorbei an der Klosterruine Notre-Dame-de-Ré. Irgendwann erklommen wir die Steigung der Brücke, die die Insel mit dem Festland verbindet und genossen die Abfahrt auf dem zweiten Teilstück (zuerst geht’s einfach nur rauf und dann wieder runter).

Die Hinfahrt mit Rückenwind dauerte grob zwei Stunden, wobei wir uns hier und da einen Aufenthalt gönnten, um die Landschaft, Ortschaften oder die oben erwähnte Ruine anzusehen.

La Rochelle selbst ist ein netter Ort mit dem Charme einer Hafenstadt, die Touristenschwärme anzieht. Allerdings war es definitiv erträglich. Wer mag, setzt sich in eine der vielen Außengastronomien und lässt es sich gut gehen. Wir gönnten uns vor der Rückfahrt eine Waffel, die absolut okay war.

Auf der Rückfahrt blies uns ordentlicher Gegenwind um die Nase. Wie schon auf der Hinfahrt nahm ich die Brücke von ihrer sportlichen Seite und legte die knapp 3 Kilometer in rekordverdächtiger Zeit zurück. Ja, sei bereit Tour de France; ich komme!

Zurück auf dem Campingplatz schauten wir kurz am Restaurant vorbei, das sich direkt gegenüber unseres Stellplatzes befand. Beim Einchecken am Freitag hatte mich die Mitarbeiterin auf einen ‚Begrüßungs-Drink‘ am Sonntag um 18:00h aufmerksam gemacht.
Sehr witzig, da standen Becher mit sehr bunten Getränken auf einem Tisch, daneben eine Dame am Mikrofon, die ununterbrochen redete. Es handelte sich offensichtlich um eine Verkaufsveranstaltung für ein ominöses Erfrischungsgetränk. Wir verschwanden direkt wieder und zogen unsere eigenen und noch frischeren Getränke vor. Außerdem stand noch das Kochen an, schließlich mussten wir uns für den nächsten Reisetag in Richtung Bordeaux stärken.

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