Busfahrt statt Fahrrad
Es ist schon eine gute Weile her, dass ich zuletzt mit dem Bus gefahren bin. Wir hatten zwar die Fahrräder mitgenommen doch das Wetter war eher ungeeignet für eine Radeltour die Küste entlang. Gut 14km nach Kühlungsborn Ost und dieselbe Strecke zurück, wäre alles andere ein Zuckerschlecken geworden.
Trotzdem mussten wir rund 800m bis zur Bushaltestelle an der Kriegsgräberstätte Rerik laufen. Im Sommer hätte ich mir den alten Friedhof gern angesehen. Aber der Sturm von gestern hatte sich zwar beruhigt aber noch immer war es knackig kalt und windig.
Vorgenommen hatten wir uns einen Besuch des Kühlungsborner Brauhauses (irgendein Ziel sollte man ja haben) und das lag im östlichen Teil der Stadt.
Am Bahnhof Ost angekommen stiegen wir aus und flanierten die Einkaufsmeile hinunter in Richtung Strand. Dies war nicht unser erstes Mal in Kühlungsborn; in unserer frühen und späten Vergangenheit waren wir des öfteren hier. Trotzdem lag der letzte Besuch gut und gern drei Jahre zurück und die Erinnerungen an Details kehrten zunächst nur zögerlich zurück.
Aber was sind schwache Erinnerungen im Vergleich zu kalten Füßen? Erste Aktion war der Kauf schicker und – vor allem – warmer Winterstiefel für Gabi.
Danach flüchteten wir vor dem Wetter in das behagliche und nett eingerichtete Café Röntgen in der Strandstraße. Aber wie immer hielt es uns bei sitzender Untätigkeit nicht lange an einem Ort und wir brachen nach heißem Sanddorn, Espresso und heißer Schokolade (selbstredend mit Sahne) bald weiter.
Seebrücke Kühlungsborn
Nächster Punkt unseres Sightseeings war die Seebrücke von Kühlungsborn. Auf dem Weg dorthin passierten wir die Skulptur ‚Vater und Sohn‘ des Bildhauers Reinhard Schmidt, die die traditionelle ostdeutsche FKK-Kultur schön verdeutlicht.
Wenn es im Ort kalt war, hier auf der Seebrücke war es saukalt und natürlich um einiges windiger. Trotzdem mussten wir noch den einen oder anderen Schnappschuss mitnehmen. Dazu muss ich sagen, dass ich nach einiger Abstinenz diesmal wieder eine etwas brauchbarere Kamera dabei hatte. Auch wenn die modernen Smartphones ordentliche Ergebnisse abliefern, bin ich am Ende doch meistens nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Und bei der Fotografie ist es ein bisschen, wie bei vielen anderen Dingen auch: der Weg ist das Ziel. Das Feeling und das Handling mit einer ‚echten‘ Kamera sind einfach anders. Und speziell die Fuji X-Pro3 ist ein tolles Werkzeug. Die Fotos auf diesem Blog wurden ausnahmslos unter widrigen Umständen geschossen und sind dennoch – schon allein in Ermangelung entsprechender Software auf dem Notebook – nur geringfügig korrigiert.
Leider kann selbst die Fuji keine warmen Hände zaubern. Auf der Seebrücke hielten wir es nicht lange aus.
Kühlungsborner Brauhaus
Vor dem Besuch des Kühlungsborner Brauhaus wollten wir noch den Hafen sehen, der mit seinen Buden und Restaurants ebenfalls zum Verweilen einlädt. Um diese Jahreszeit ist natürlich weniger Tourismus und dementsprechend haben viele Shops geschlossen oder nutzen die Zeit zur Renovierung.
Bereits jetzt um etwa 15:00h wurde es allmählich dunkel, also gaben wir etwas Gas (wobei Gabi grundsätzlich ein ordentliches Tempo vorlegt…). Außerdem wollte ich gern vor 20:00h zurück am Campingplatz sein, da ich befürchtete, dass mittlerweile die Gasflaschen annähernd leer sein dürften und ein Tausch nur bis 20:00h möglich wäre.
Praktisch war, dass das Brauhaus auf dem Rückweg lag, gegenüber dem Café Röntgen, wo wir uns zu Beginn der kleinen Stadtrunde aufgewärmt hatten. Das Kühlungsborner Brauhaus bietet innen sehr viele Sitzgelegenheiten mit kleinen und großen Tischen und gemütlichen Ecken. Passend zur Jahreszeit ließen wir es uns bei einer zünftigen Mahlzeit, Winterbier und Winterbock gut gehen. Die Leute in Mecklenburg Vorpommern brauen wirklich gutes Bier zu gutem Essen!
Bahnhof Ost – Molli
Direkt neben der Brauerei ist ein Jack Wolfskin-Store. Hier erstanden wir noch eine schicke Jacke für Gabi und eine Henkelflasche Winterbier. In der Brauerei hatte ich noch gezögert, eine Flasche zu kaufen; da hier im Store der Preis identisch war, konnte ich es dann doch nicht lassen. Dazu noch ein Fakt: dieses hochwertige Bier muss gekühlt gelagert und aufrecht stehend transportiert werden. Tatsächlich standen die Flaschen in einer speziellen Kühlvitrine. Und im Heck eines Wohnmobils ist ja genug Stauraum für gutes Bier…
Wenige Minuten Fußweg weiter ist der Bahnhof Ost, wo auch die Busse anhalten. Definitiv ist das kein Insiderwissen, trotzdem sei hier erwähnt, dass Molli keine weibliche Person mit ausgeprägter Neigung zu deftigem Essen ist. Vielmehr handelt es sich bei Molli um eine ehrwürdige dampfgetriebene Eisenbahn, die im Regionalbetrieb verkehrt. Und es heißt der Molli. Pech und Glück: wir mussten mehr als eine Viertelstunde auf unseren Bus warten, dafür lief zwischendurch der Molli in den Bahnhof ein. Gelegenheit für einen letzten Schnappschuss an diesem Tag.
Irgendwann kam endlich der Bus und wir waren nach erneuter kurzer Wanderung durch die Kälte zurück am Wohnmobil. Wie geplant prüfte ich direkt den Inhalt der 11kg-Gasflaschen, indem ich sie wog. Zu meiner Überraschung war eine der beiden Flaschen noch voll und in der anderen ein Rest. Erstaunlich, wenn man berücksichtigt, dass ich das Wohnmobil seit einigen Tagen vor unserer Abreise auf einer Temperatur von etwa 8°C hielt, um Schäden an den bereits gefüllten Wasserleitungen vorzubeugen. Während unserer Reise war es draußen immer um den Gefrierpunkt gewesen und ich hatte großzügig geheizt. Das bedeutet, dass wir bei diesen Temperaturen mit zwei Gasflaschen etwa zwei Wochen hinkommen müssten. Das ist deutlich länger, als ich erwartet hatte.