Passfinder
Ich bleibe dabei, der Geburtstagssekt war sehr gut. Obwohl Gabi und ich am Vorabend zum Spiel der Deutschen die gesamte Flasche geleert hatten und obwohl Gabi kaum Alkohol trinkt, haben wir beide an diesem Morgen absolut nichts vom Sekt gemerkt.
Da das Fahrzeug lediglich für die Übernachtung präpariert war, konnten wir nach einem ausgiebigen Frühstück bei Tee und Kaffee und Entrichten der Gebühr am Parkautomaten direkt losfahren.
Das Navi hatte mich am Morgen des Vortags erneut verwirrt, als es eine Route über Italien vorschlug, die definitiv deutlich länger ist als die unserer Hinreise durch Österreich und Slowenien. Ich überstimmte das Gerät und so waren wir erneut durch Slowenien und den Karawankentunnel nach Matrei gefahren.
Die ursprüngliche Planung für den heutigen Tag war, dass wir einen Zwischenstopp in Regensburg einlegen und dort die Walhalla besuchen. Ich war dort als Junge und fand das Nationaldenkmal sehr beeindruckend. Diesen Plan verwarfen wir kurzfristig, da einerseits wenige Tage zuvor eine Flutkatastrophe in Regensburg herrschte und andererseits Gabis Schwester Tanja mit ihrem Freund Arndt ein Wellness-Wochenende in der Nähe von Freiburg verbrachte und es sich anbot, dass wir einen Abend mit den beiden verbringen.
Das Navi wollte schon wieder einen Schlenker über Italien machen, das bedeutete weit mehr als zwei Stunden zusätzliche Fahrzeit. Ich versuchte das dadurch zu vermeiden, indem ich immer wieder Zwischenziele in der m.E. richtigen Richtung eingab. So kamen wir in den Genuss der ersten beiden Passüberquerungen. Auf der A12 kam die Meldung des Navis, dass der Tunnel Arlberg gesperrt ist. Die vom Navi ermittelte Route verlief zwar mittlerweile nicht mehr durch Italien, allerdings wurde sie noch immer mit einer Verzögerung von zweieinhalb Stunden berechnet. Da mein Vertrauen in das Garmin-Gerät längst nicht mehr besonders groß war, übernahm Gabi die Routenführung mit Hilfe von Google Maps. Danach sollten wir etwa eine Stunde schneller sein, allerdings berücksichtigt Google nicht die relativ geringe Reisegeschwindigkeit eines Wohnmobils. Wie auch immer, wir überquerten Pass drei. Dann ging es weiter zum Arlberg Tunnel, der – genau – gesperrt war. Wir nahmen somit Pass vier. Inwischen hatte ich die Orientierung verloren aber immerhin wusste ich, dass die Richtung die richtige ist.
Das Überqueren von Pässen ist kein großes Ding, sofern nicht gerade Schnee liegt. Und man bekommt oft tolle Panoramablicke geboten und schöne Landschaften zu sehen. Allerdings gehen die steilen Auf- und Abstiege enorm auf die Bremsbeläge und die Pässe kosten wegen der Kurverei durch die Serpentinen doch viel Zeit. Unser gutes altes Wohnmobil hatte mit seinen 128PS bei knapp 3,5t Gewicht gut zu arbeiten, um die Berge zu erklimmen. Anders formuliert: rauf und runter ging es teilweise im Schneckentempo. Wenn sich Kolonnen hinter uns bildeten, ließ ich sie hin und wieder vorbei.
Irgendwann kamen wir endlich am Bodensee vorbei, die Berge lagen hinter uns.
Notschrei
Als wir das Wellness-Waldhotel am Notschreipass erreichten (https://www.schwarzwald-waldhotel.de/de/), hatten wir zwar weniger Zeit für die Fahrt von Matrei benötigt, als vom Navi prognostiziert, aber es war doch deutlich mehr, als noch am Morgen erhofft. Immerhin kamen wir genau rechtzeitig zum Abendessen. Tanja und Arndt erwarteten uns bereits im Restaurant des Hotels. Sie hatten vorab mit dem Hotel vereinbart, dass wir unser Wohnmobil auf dem Parkplatz auch über Nacht abstellen dürfen. Eine Win-Win-Situation für Hotel und uns, leider aber nicht selbstverständlich.
Im Anschluss an das Abendessen (die Küche bietet seit vielen Jahren auch vegetarische und vegane Kulinarik) sollte für uns vier ein Gin-Tasting stattfinden. Leider war die Person, die das durchführen sollte, erkrankt. Die Hotelleitung versuchte das so gut wie möglich durch vier Gin Tonics unserer Wahl auszugleichen aber halt ohne fachmännische Erläuterungen. Am Ende war das absolut okay, die Mitarbeiter gaben sich die größte Mühe und lieferten zu der von uns getroffenen Auswahl Informationen, die sie sich kurzfristig besorgt hatten. Zum Gin servierten sie uns diverse Snacks, gewissermaßen als ‚Gruß des Hauses‘. Unterm Strich ein gelungener Abend bei einer guten Gin-Auswahl.
An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Arndt und Tanja, die uns das Tasting als Gabis Geburtstagsgeschenk angedeihten. Cheers!
Nach Hause
Bevor wir uns auf von Notschrei auf den Weg nach Hause machen, wollten wir im Wohnmobil frühstücken. Typisch Kleinbürgertum: Auf dem einzigen Parkplatz auf dem Pass ist das Abstellen von Wohnmobilen verboten. Ich verstehe, dass es eng wird, wenn zur Wintersaison die Skifahrer anrücken. Scheinbar ist in vielen Köpfen immer noch nicht angekommen, dass Wohnmobilreisende ordentlich Umsatz bringen (und einige fahren Gerüchten zufolge sogar Ski…). Abgesehen davon, dass man grundsätzlich in der Lage sein muss, sein Auto abzustellen.
Wie auch immer, auf dem Parkplatz standen exakt 0 Fahrzeuge und wir haben tatsächlich doch dort gefrühstückt.
Auf der Fahrt wurden uns erneut schöne Ausblicke geboten. Schon die Abfahrt vom Pass hinunter in Richtung Freiburg ist ein kleines Highlight, wie auf dem Titelbild dieses Beitrags gut zu sehen ist.
Später auf der Rückfahrt haben wir gemeinsam mit Tanja und Arndt eine kleine Rast eingelegt. Die beiden sind elektrifiziert, der ‚Tankvorgang‘ dauert bei ihnen entsprechend ein paar Minuten länger.
Über die paar Staus auf dem Weg nachhause brauche ich hier nicht viele Worte verlieren. Das ist normal, darauf muss man sich grundsätzlich einstellen. Ansonsten würde die Erholung ja schon verloren gehen, noch bevor der Urlaub beendet ist.
Abends Zuhause angekommen haben wir nur die wirklich notwendigen Dinge ausgepackt. Auch ein Vorteil, wenn man mit dem Wohnmobil verreist. Kein Stress, alles easy. Am nächsten Tag hatten wir noch Urlaub und konnten in kürzester Zeit den Rest aus dem Fahrzeug holen, Wäsche waschen etc.