Kroatien, Tag 20, Insel Krk – 13.06.2024

Rüstung des unerbittlichen Ritters

Krk Krk

Grundsätzlich lassen wir das Wohnmobil lieber auf dem Campingplatz und erkunden die Umgebung mit den Fahrrädern. Heute stand eine Besichtigung der Stadt Krk auf der Agenda und bis dahin sind es vom Campingplatz rund 18km. Abgesehen vom angekündigten Regen, ist die Straße nicht wirklich schön mit dem Rad zu fahren. Daher wählten wir als Verkehrsmittel unser Wohnmobil und machten uns gegen Mittag auf den Weg.

Die Stadt Krk (man möge bitte das R schön rollen, wenn es authentisch klingen soll) ist ein quirliges Touristenstädtchen mit vielen Gassen und entsprechend vielen Souvenirläden. Selbstverständlich sind hier außerdem ausreichend viele Bars, Cafes und Restaurants zu finden.

Wir interessierten uns insbesondere für die Burg der Frankopanen, an der ab dem 15 Jhdt. gebastelt wurde, die Kathedrale und die Altstadt, in der es wieder einmal leckeres Eis zu testen gab.

Schon beim Betreten der Festung hatte es mir die Geschichte der Frankopanen spontan angetan, dazu werde ich mir später ein wenig Lektüre besorgen. Umso überraschter war ich, im Turm ein Gemälde mit einem Familienmitglied zu entdecken, dass mir offensichtlich äußerst ähnlich sah. Daneben stand eine alte Rüstung, die meine Maße hatte. Natürlich habe ich sie sofort angelegt, um zu prüfen, ob sie passt. Ja, tatsächlich, wie angegossen. Als Beweis haben wir ein paar Fotos gemacht, dummerweise ist das Visier beim Auslösen der Kamera jedesmal heruntergeklappt.

Figuren in der Festung der Frankopanen

Die Altstadt mit ihren vielen Gassen lädt zum Bummeln ein, leider sind fast alle Läden auf touristischen Tinnef getrimmt. Trotzdem und trotz der doch sehr zahlreichen Touristen, die die Gassen ein wenig verstopfen, ist die Stadt einen Besuch wert.

Griff nach den Sternen

Von Krk auf Krk sind wir nicht direkt zurück zum Campingplatz gefahren, sondern wollten noch zum Plato Mjeseca wandern. Das ‚Moon Plateau‘ wird auch wärmstens in unserem Reiseführer empfohlen, weil man oben auf dem Berg über Baška eine tolle Landschaft vorfindet, die wirken soll wie eine Mondlandschaft.

Ein Stück des Weges den Berg hinauf bis zum Friedhof kann man mit dem Auto fahren. Wenn es sich dabei nicht um ein Wohnmobil handelt… Kein Problem, die paar Meter mehr oder weniger. Im Zentrum des kleinen Parkplatzes steht ein Baum und unter dem Baum stehen zwei Bänke. Da sitzt vermutlich meist die Oma mit der Nachbarin und kassiert die Parkgebühren ab. Diesmal war keine Oma da, nur ein Klingelknopf mit der Aufschrift ‚Please ring bell‘. Haben wir gemacht. Die anderen, die kurz vor uns ankamen nicht, die sind so los gezogen. Prompt kam ein 14- oder 15jähriger Junge aus dem Haus und kassierte ab (1,50€ pro Stunde… oder so, vielleicht…). Ihn hat nicht mal interessiert, für welches Fahrzeug wir bezahlt haben. Sehr merkwürdig das ganze.

Der Weg zum Plateau führt permanent bergauf. Eigentlich logisch. Aber was macht man nicht alles, wenn man bald eine mondähnliche Landschaft zu sehen bekommt. Auf dem Weg nach oben verdunkelte sich der Himmel, ein Gewitter zog auf. Mir ging es nicht wirklich super, ich hatte außer dem Eis nicht viel gegessen und war wohl unterzuckert. Aber egal, die Mondlandschaft motivierte mich. Gabi schritt voran, wir erwarteten nach jeder Biegung des Weges, der sich in Serpentinen nach oben schlängelte, eine mystische Mondlandschaft. Noch eine Biegung. Erinnerungen an unsere Wanderung bei Glavotok wurden in mir wach. Holpriger Weg, Steine, Steigung. Noch eine Biegung, Steigung, Steine. Biegung, Steine. Steine…


Ich konnte mein Glück kaum fassen, irgendwann waren wir sehr hoch oben auf diesem verdammten Hügel und da stand auf einem Schild, dass es noch 300m bis zum Plateau sind. Also noch ein Stück des steinigen Weges, dann ein Gatterzaun, eine große Ebene, Disteln. Noch ein Schild, wir waren am Plateau angekommen. ‚Ernsthaft?!?‘ schoss es mir durch den Kopf und der Gedanke war so laut, dass Gabi meine Empörung hören konnte. Dieser verdammte Autor und das Fremdenverkehrsamt der Insel Krk machten sich offensichtlich lustig über mich. Überall auf der Welt kann es so aussehen, aber niemals auf dem Mond! Da wächst nichts. Da sieht man weit unten kein Meer. Da sind keine Wege und – ach überhaupt. Bullshit. Ich war mächtig sauer, dass ich diese Strapazen auf mich genommen hatte, um festzustellen, dass da offensichtlich wieder mit jemandem in der Marketingabteilung eines Touristen-Ortes die Phantasie durchgegangen sein musste.
Hätte in dem Reiseführer und auf den einschlägigen Webseiten gestanden, dass man sich auf dem Plateau unversehens in einer Landschaft der schottischen Highlands wiederfindet, wäre es okay gewesen. So sah es für mich aus.

Naja, das Gewitter näherte sich, es grollte, ein paar Regentropfen hatten wir schon auf dem beschwerlichen Weg nach oben abbgekommen. Also den Weg schnell wieder runter.

Zurück auf dem Campingplatz tankten wir noch für die bevorstehenden Rückreisetage Frischwasser, entsorgten das alte Wasser und entleerten die chemische Toilette. Bis auf wenige Handgriffe war der Eura bereits für die nächsten Etappen in Richtung Heimat vorbereitet.

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