Dänemark und Schweden, Tag 8 – Falkenberg II

Per birotam

Unseren zweiten Tag in Falkenberg widmeten wir der Innenstadt und der Entspannung. Für den ersten Teil unserer Unternehmung schwangen wir uns auf die Drahtesel und bewegten uns darauf fort in das Zentrum des Ortes. Schon im Vorfeld war klar, dass uns hier nicht unbedingt ein Füllhorn der Kunst, Kultur, Architektur, Spaß, Spannung und Unterhaltung erwarten würde. Im Gegensatz zu anderen Städten sind es hier die kleinen Dinge, die es zu entdecken gilt. Man muss halt genauer hinschauen. Sehr genau. So sind wir beispielsweise über eine der schönsten Steinbrücken Schwedens geradelt. Dummerweise haben wir es nicht bemerkt, weil wir mit dem Pedalieren beschäftigt waren. Aber es gibt auch andere sehenswerte Ziele. Wir stellten unsere Fahrräder am zentralen (Markt?-)Platz ab und spazierten durch die City.

Ungewöhnlich auf mich wirkten das Bio-Kino und der eigens Reserverädern vorbehaltene Parkplatz. Niedlich das stilisierte Haus, mit Innen- und Außenseite und Garten zugleich, wuchtig dagegen die Falkenberg Kyrka. Da die Eisenbahnlinie seit einer Weile außerhalb der Stadt verläuft, wird der alte Bahnhof aus dem Jahr 1886 als solcher nicht mehr genutzt (aktuell wohl als Bürogebäude der Verkehrsbetriebe, der Busbahnhof liegt direkt nebenan).


Die bunten Häuser im ältesten Teil der Stadt, dem Gamla Stan, sollte man gesehen haben, wenn man auf der Suche nach schwedischen Häusern ist, wie man sie aus den Pippi Langstrumpf-Filmen kennt.


S:t Laurentii Kyrka

Oder die S:t Laurentii Kyrka im selben Stadtteil. Die kleine Kirche mit ihren Malereien an Wänden und Decke und den blauen Bänken ist definitiv einen Besuch wert. Fast erschreckend, dass dieses Gebäude, dass auf eine Vergangenheit bis in das 14. Jahrhundert zurückblicken kann, in der Vergangenheit für die unterschiedlichsten Aktivitäten zweckentfremdet wurde; mal Turnhalle für die Schule, mal Tennishalle und mal Luftgewehr-Schießstand. Hier wurden Konzerte auf- und Filme vorgeführt. Viel Action also für eine Kirche. Weitere Details zur Geschichte der Kirche teilt die Gemeinde auf dieser Webseite mit (lesenswert).
Was wir sonst noch so in Falkenberg City entdeckt haben, bleibt unser Geheimnis.

Irgendwann hatten wir genug gesehen und kehrten um in Richtung Campingplatz und Wohnmobil. Schließlich wartete dieser Tag mit einem weiteren Event für uns auf, das wir uns nicht entgehen lassen wollten: auf dem Programm stand erneut ein Wellness-Erlebnis. Bis dahin ließen wir es uns bei Tee und Keksen gut gehen.


Cena

Sehr praktisch, mit dem Rad erreichten wir vom Wohnmobil aus in wenigen Minuten das Falkenberg Strandbad, unserem Ziel der zweiten Tageshälfte. Im Gegensatz zur Auszeit in Göteborg lief diesmal das Programm in umgekehrter Reihenfolge ab: zuerst ein Dinner, dann Spa. Und was soll ich sagen, wir waren beide begeistert. Das Hotel für sich selbst ist ein Hingucker und macht einen äußerst gepflegten Eindruck. Aufmerksames Personal, heimelige Atmosphäre…
Bei Betreten des Hotels erwartet den Gast nicht die sonst übliche Rezeptionshalle. Der Empfang ist eine Mischung aus riesiger Bar, Kaminzimmer mit Sitzgruppen und einem Billiardtisch. Rechts vom Eingang führt eine großzügig geschwungene Treppe in das obere Stockwerk, in dem sich ‚unser‘ Restaurant befand. Das Ambiente des gesamten Raumes erinnerte mich an die Wirkung von Bildern der mondänen Bars und Restaurants Ausgang des 19. und Eingang des 20. Jahrhunderts auf mich. Dunkles Holz, Leder, schwere Teppiche, gedämpfte Akustik. Diese Atmosphäre setzte sich fort im Restaurant, das hier bescheiden Brasserie Famille heißt, bis hin zum bzw. in den gesamten Spa-Bereich. Es gibt noch ein weiteres Restaurant, das Sandy’s, das wir aber nicht gesehen haben. Insgesamt erstreckt sich der Gebäudekomplex ein gutes Stück am Strand entlang, wie auf dem Foto unten gut ersichtlich ist.
Ich habe später sogar in der Umkleide des Spa ein Foto gemacht. Nicht wegen der gleichermaßen adonischen Körper meiner Mitumziehenden, sondern wegen meiner Begeisterung für die ebenfalls in dunklem, massivem Holz gehaltenen Kleiderschränke. Absolut edel. Das Foto zeige ich hier allerdings nicht, weil es meinem gestalterischen und technischen Anspruch nicht genügt. Stattdessen gibt’s unten eine Sitzecke des Spa zu sehen.

Wir eröffneten den Beginn dieses Abends bei einem Glas Champagne Lacroix Dunes Cuvee Vanessa. Die Küche ließ uns mit Weißbrot und Dips grüßen. Gourmet-Interessierte finden unsere Vor- und Hauptspeisen weiter unten am Ende dieses Berichts.


Salus Per Aquam

Nach dem Abendessen – ich werde nicht müde, die freundliche Aufmerksamkeit des skandinavischen Personals hervorzuheben! – suchten wir den Spa-Bereich auf. Und das im Sinne des Wortes, denn es war zunächst nicht offensichtlich, wo denn der Wellness-Bereich zu finden ist. Um Wahrheit und Vollständigkeit Genüge zu tun: es fiel uns später ebenso schwer, wieder aus dem Spa herauszufinden. Ich bin mir sicher, es ging und geht vielen anderen Besuchern genau so.

Am Empfang des Spa wurden uns Bademäntel, Handtücher und Schlappen ausgehändigt. Bei Bedarf konnte man sich jederzeit weitere Tücher holen, das funktionierte sehr unkompliziert und kundenfreundlich. Die Bademäntel waren diesmal weiß und nicht braun, wie im Arken in Göteborg. Sie waren dicker und fühlten sich hochwertiger an. Aber dank des Einheitslooks waren sie und die Schlappen genauso verwechselbar, wie die im Arken. Wir waren gewarnt und kennzeichneten unsere Bademäntel durch originelles Verkehrtherumaufhängen oder auch durch Ausfüllen der Kapuzen mit kleinen Handtüchern. Außerdem warf ich während der Aufenthalte in den Bädern immer wieder mal einen Blick auf die Schlappen, weil alle anderen Gäste ihren eigenen Schlappen offensichtlich keine besondere Beachtung schenken und sie wahllos um die Pools herum von sich schlappten. Aber wer hätte es gedacht? Auch diesmal wurde mindestens mein großes Badetuch vertauscht. Gut, dass ich mich sofort und ohne Diskussion mit einem frischen eindecken durfte. Was übrigens im Nachhinein auch im Arken sicher möglich gewesen wäre.

Die Dame am Empfang zeigte uns die verschiedenen Pools; unter anderem hatten wir Zutritt zum Retreat-Club, der Zitat: „großen, verglasten, grün schimmernden Pool-Oase“ mit Bar, Musik, Relax-Liegen und – natürlich – Pool in der Mitte. Was unsere Freude ein klein wenig trübte, war die Tatsache, dass gerade mal insgesamt und unterm Strich nur eine einzige Sauna existiert. Aber okay, man nimmt, was man bekommt.

Die meisten der Gäste hatten sich zum Herumlümmeln im Pool ein überdimensional großes Glas Bier oder auch einen Cocktail an den Poolrand gestellt. Was ich aus deutschen Pool-Clubs nicht kenne ist, dass man ungetadelt Knutschen und Knuddeln darf. Aber ich war ja auch bisher noch nie in einem Pool-Club, nicht mal in einem deutschen. Immerhin kenne ich es von einer über die Stadtgrenzen von Bergisch Gladbach hinaus bekannten Sauna-Anlage, dass das nonverbale Austauschen von Liebesbekenntnissen strikt verboten ist.

Gegen 22:00h verließen wir die Hallen des Wohlfühlprogramms und radelten zum Campingplatz. Wie gesagt, Hotel und Camping lagen nur wenige Radumdrehungen voneinander entfernt.
Den Abend ließen wir bei einem belgischen Bier ausklingen, um nach erholsamem Schlaf den nächsten Reisetag zu erobern.

Mensa

Unser liebevoll zubereitetes, freundlich serviertes und absolut köstliches Dinner:

Opener und Gruß aus der Küche:


Gabis Vorspeise:
GETOST „Chevré Chaud“
Levainbrot, Feigen, Rote Beete, grüner Apfel, geröstete Samen Chevré1

Gabis Hauptgericht:
KRONÄRTSKOCKA „Barigoule“
Gegrillte und frittierte Artischocke, gebackene Tomaten, Frischkäse, Sauce Nage2


Dirks Vorspeise:
BIFFTARTAR
Fermentierte schwarze Pfeffermayonnaise, in Estragon eingelegte Silberzwiebeln, geriebener alter Käse, Allumettes Steak Tartar, knusprige Kartoffeln

Dirks Hauptgericht:
TORSK
Gebratener Kabeljau, Bleak-Rogen, Champagnersauce, Zuckerschoten, Kartoffelpüree

Und zum Schluss (die Seite der Henkel ist weder Zufall noch fotografische Unbedachtheit) …

Und ganz zum Schluss:


  1. Kürbis und Sonnenblumenkerne ↩︎
  2. delikater Sud aus Weißwein, Gemüse und Kräutern, in dem Fisch und Meeresfrüchte schonend pochiert werden ↩︎

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