Dänemark und Schweden 2025, Tag 3 – Kopenhagen

Brücke über den Großen Belt

Allzuviel hatte die Anreise von Faaborg nach Kopenhagen nicht zu bieten. Aber die Brücke über den Großen Belt (die Dänen würden wohl Storebæltsbroen sagen) ist immerhin eine Überschrift wert. Allein schon wegen der Maut in Höhe von umgerechnet 85€! Schade, wäre unser WoMo 30cm kürzer, hätten wir nur 31€ gezahlt. Aber okay, das Bauwerk hat knapp 4 Milliarden € verschlungen zu einer Zeit, als der Euro noch soviel Wert war, wie die D-Mark. Da helfe ich doch gern.


Multi Pay

In diesem Beitrag wird viel über Geld geredet. In Anbetracht dessen und geschuldet der Tatsache, dass ich hier von unserem Aufenthalt in Kopenhagen berichte, sei dieser Hinweis gestattet: Wie in vielen anderen großen europäischen Städten auch, ist der zentrumsnahe Teil von Kopenhagen Miljözon. Je weiter man sich an die Innenstadt herantastet, desto häufiger liest man auf einem Verkehrsschild, dass man sich gleich oder bereits in einer Umweltzone befindet. Wenn man das zu spät liest, kann das – je nach Fahrzeug – sehr sehr sehr teuer werden. Unser besch* Garmin-Navi (eine echte Enttäuschung!) hat mich zielgerichtet in und durch solche Zonen geleitet, obwohl das überhaupt nicht notwendig gewesen wäre, um den Campingplatz zu erreichen. Die Zonen werden automatisiert mit Hilfe von Kameras überwacht. Geldbußen werden ebenfalls praktischerweise automatisch eingetrieben. Ich bin gespannt, was uns dazu noch an Post erwartet.
Also unbedingt vor Anreise schlau machen!


Mobile Pay

Wie überhaupt bisher auf dieser Reise, kamen wir gut voran und trafen noch vor der Einlasszeit zum Stellplatz ein. 12:30h frühestens würde sich die Schranke für uns öffnen, rund 20 Minuten blieben uns bis dahin. Wenige Meter vom Check-In-Parkstreifen entfernt entdeckte Gabi eine kleine Bude, die u.a. Eis anbot. Gute Idee, das hatten wir uns vielleicht verdient. Gabi nahm ihr Eis als erste entgegen und während die nette Verkäuferin meine zwei Eiskugeln in der Waffel versenkte, las ich auf einem hinter der Glasscheibe platzierten Pappteller den Hinweis ‚Mobile Pay only‘. Kein Thema, wir hatten ja bisher auch alles mit dem Handy, also dem Mobile bezahlt. Warum hier bar bezahlen? Irrige Annahme, lieber Dirk… Mobile Pay ist das Online-Bezahlsystem der Dänen in Form einer App auf dem Smartphone. Jedoch hier bleibt man gern unter sich, Touristen steht diese Zahlungsweise nicht zur Verfügung. Das wusste das Mädel auf der anderen Seite der Glasscheibe nicht, denn sie meinte, ich könne ja schnell die App installieren, das hätte bei ihr wunderbar einfach funktioniert. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir es nicht besser und ich versuchte mein Glück. Und kam bis zu dem Schritt, wo man seine EU-Ausweis-Nummer eingeben muss.

Währenddessen hatte das Mädel mein Eis an sich genommen und im Eisfach verstaut, damit es nicht taut 🤣 Auf meinen Hinweis hin, dass ich keinen Cent Dänische Kronen dabei habe, rief sie in der Chef-Etage an. Nach einer kurzen kaufmännischen Analyse akzeptierte die Person am anderen Ende meinen Vorschlag, dass ich das Eis in Euro bezahlt. Ist ja auch eine einfache Milch-Männchen-Rechnung: 12 Euro für 4 Kugeln oder 4 Kugeln in die Mülltonne und keine Krone extra in der Tasche. Die Umrechnung stimmte übrigens, das Eis war teuer aber auch sehr lecker.

Praktisch an der Eis-Aktion: mein Ärger über das Navi (s.o.) verblasste und die Zeit war schnell vergangen. Mittlerweile war es 12:30h, also Zeit, endlich auf den Campingplatz Charlottenlund Fort Camping zu fahren. Der Platz ist auf dem Areal einer historischen Festung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts verortet, einige der Einrichtungen, wie z.B. die sanitären Anlagen, sind in den alten Kasematten untergebracht. Der hohe Wall rings um den Camping- oder Stellplatz sorgt dafür, dass es trotz der angrenzenden Hauptverkehrsstraße extrem ruhig ist. Und wenn man auf dem Wall auf der dem Wasser zugewandten Seite steht, hat man einen netten Ausblick und kann den Stadtrand von Kopenhagen sehen.

Übrigens sind wir jetzt, während ich diesen Blog-Eintrag schreibe, bereits einige Tage weiter in die Zukunft gereist und ich habe bislang keinen weiteren Euro Bargeld aus der Tasche geholt. Alle Einkäufe, Eintritt oder was auch immer, wurden bargeldlos kassiert. Außerdem bin ich um die Erkenntnis reicher, dass die freundliche Eisverkäuferin nicht nur in Dänemark arbeitet, sondern darüber hinaus sogar entweder eine Dänin oder eine in Dänemark registrierte Einwohnerin ist.


In Kopenhagen

Die Fahrräder waren schnell runter vom Träger und wir begaben uns auf die rund 7 Kilometer kurze Tour zur Stadt. Sofort waren wir angetan von den sehr guten Radwegen, die meist deutlich vom Autoverkehr getrennt verlaufen. Selten habe ich mich auf dem Rad trotz normalen Verkehrsaufkommens so sicher gefühlt! Wir waren flott unterwegs (und wenn ich sage flott, dann ist das wirklich flott) aber blieben dennoch deutlich über der von Google Maps vorauskalkulierten Ankunftszeit. Ich vermute, das liegt daran, dass viele eBike-Fahrer mit Google navigieren, das System hier aber keine Unterscheidungsmöglichkeit zu echten muskelbetriebenen Fahrrädern bietet. Wie auch immer, wir kamen in annehmbarer Zeit und unbeschadet im Zentrum von Kopenhagen an.


Sehenswürdigkeiten

Erstes Ziel war eine junge Frau auf dem kalten Felsen, direkt am Ufer. Die Natur hat es scheinbar nicht allzugut mit ihr gemeint, denn die kleine Dame hat keine Beine sondern eine Fischflosse! Tragisch. Aber immerhin ist sie so zu großem Ruhm gelangt und viele Menschen, sogar solche aus dem fernen Osten, reisen in das kleine Dänemark, um ihr einen Besuch abzustatten. Ich war geschockt: Nackt auf einem Stein in dieser Kälte, alle gucken und keiner wirft einen Bademantel hin… Wir sagten höflich ‚Hallo‘ und ‚Guten Tag‘, machten zwei oder drei Fotos mit ihr (ein viertes im Auftrag einer anderen Touristin, die sich offensichtlich nicht so gut mit Selfies auskennt) und verschwanden wieder angesichts des Elends.

Auf dem Weg zur Kleinen Meerjungfrau (aufmerksame Leser*innen haben sie sofort erkannt) und von dort wieder weg, kamen wir an der Ivar-Huitfeldt-Säule vorbei, einem Denkmal zu Ehren des gleichnamigen und (vermutlich) unglücklich versunkenen Admirals und seiner Mannen. Fun-Fact: um das auf Wiki gezeigte Foto aus dem Jahre 2012 nachzustellen, müsste man heute ein paar Bäume abholzen. Dieser Umstand sorgt dafür, dass ich der Säule direkt zwei Fotos gewidmet habe.

Stimmt nicht, Dirk hat die beiden Fotos zeitlich versetzt gemacht und erst viel später bemerkt, dass es sich hier um dasselbe Denkmal handelt!

Das Gewissen, 17.10.2025 17:54

Nächstes Ziel war der Palast des dänischen Königshauses. Korrekt gesagt: Schloss Amalienborg. Ich finde übrigens, dass das Schloss eine interessante Entstehungsgeschichte hat. Vor vier Eingangstüren der acht Flügel bzw. Gebäude standen junge Dänen in roten Jäckchen mit dicken schwarzen Mützen. Sie weckten meine Neugierde und ich schoss von einem der Männer ein Foto. Irgendwas muss man schließlich als Andenken mit nach Hause nehmen, oder?

Hier am Schloss war nicht viel Action, also radelten wir weiter und fanden uns nach einigen Minuten am Neuen Hafen oder auch Nyhavn wieder. Nett. Und klar, touristisch voll erschlossen. Ohne diesen malerischen bunten Stadtteil schlecht reden zu wollen, letztendlich handelt es sich hier um eine Aneinanderreihung von Restaurants mit überdachten Sitzgelegenheiten. Etwas weniger nett formuliert, dieser neue Hafen ist eine Fressmeile. Aber eine schöne Fressmeile. Und was immer berücksichtigt bleiben sollte ist die Tatsache, dass wir hier mitten in einer Großstadt waren. Dafür war es doch recht hyggelig. Ja, irgendwo in diesem Reisebericht musste ich dieses oft und gern auf Dänemark angewandte Adjektiv unterbringen. Mehr Gelegenheiten hatte ich bisher nicht.

Praktisch für eine Sightseeing-Tour in Kopenhagen ist, dass viele der interessanten Ziele sehr nah beieinander liegen. Wir ließen unsere Räder in Nyhavn stehen und setzten unseren Erkundungs-Tripp zu Fuß fort.


Weitere Sehenswürdigkeiten

Unbedingt besichtigen wollte ich den Rundetårn, den Runden Turm, von dem Gabi mir erzählte und den sie selbst vor etlichen Zeiten unsicher gemacht hatte. Ein Turm, den man ohne Treppen besteigt. Stimmt übrigens nicht ganz, die letzten wenigen Meter auf das Dach geht’s dann doch über Stufen. Ist aber okay, macht der Sache keinen Abbruch.

Warum keine Stufen? Ganz einfach, so konnte man Instrumente und Bücher mit Pferdewagen nach oben transportieren, denn der Turm wurde als Sternwarte konzipiert und viele schwere Gegenstände mussten nach ganz oben zum Observatorium gebracht werden.

Im Turm wurde eine Ausstellung geboten, soweit ich mich erinnere, ging es um Licht und Schatten – oder so. Nicht besonders aufregend die Exponate aber das eine oder andere doch originell genug für ein Foto. Hatten sich ja schließlich bemüht die Künstler. Eines meiner Fotos (das mit dem Fenster und den Stuhlreihen) ist auch dort entstanden. Allerdings war das kein Ausstellungsstück sondern ein aktuell ungenutzter und durch einen Vorhang verdeckter Teil des Raumes. Oder doch Kunst?

Wie auch immer, der Runde Turm eignet sich ideal dazu, um über den Dächern der Stadt zu stehen und ein paar Touristen-Fotos zu knipsen.


Vom Runden Turm aus marschierten wir zum Schloss Rosenburg. Das Schloss und seine Gärten bzw. der Park sind absolut sehenswert. Sagen die Reiseführer, denn kurz bevor wir ankamen, wurden die Pforten geschlossen. Feierabend. Schicht. Schade.


Mittlerweile war es kühl und dunkel geworden und wir beschlossen, die Besichtigung an dieser Stelle zu beenden, um zurück zum Campingplatz zu radeln.

WoMo-Wellness-Tempel

Am nächsten Morgen sollte es dann weiter auf unserer Rundreise durch Dänemark und Schweden gehen, jetzt mit Ziel Göteborg in Schweden. Während einer Reise mit dem WoMo stellt sich morgens für uns nicht die Frage ob sondern wo wir duschen (wollen). Wie so oft entschieden wir uns für das eigene Badezimmer und erfuhren später, dass das eine gute Entscheidung war; in den Kasematten-Duschen funktionierte das Warm-Wasser nicht. Das erzähle ich nur, um nochmals zu betonen, wie begeistert ich von unserem Wohnmobil und insbesondere dem Zweiraum-Bad bin. Ja, das ist pure Angeberei.

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