Originelle Kunstausstellung in außergewöhnlichem Ambiente
Müssten der/die Künstler von Lascaux nicht in einem Zuge genannt werden mit den berühmten ‚modernen‘ Malern der vergangenen Jahrhunderte und denen von heute? Ich denke ja, unbedingt! Bei Betrachten dieser uralten Gemälde, die irgendwann vor 15.000 bis 30.000 Jahren entstanden sind, kommt man aus dem Staunen nicht heraus; der oder die Künstler war bzw. waren definitiv genial. Leider sind viele Details zur Entstehung dieser Höhlenmalereien bislang unbekannt und ich nenne den/die Maler einfach mal Iry-Roe (Googeln sinnlos, Ihr werdet keine Person finden, weil es damals noch kein Internet gab). Das Arbeiten auf einer unebenen, gewölbten und groben Höhlenwand ist eine deutlich größere Herausforderung, als auf einer speziell für die Malerei präparierten Leinwand. Iry-Roe verfügte also gleichzeitig über mehrere besondere Begabungen und Fertigkeiten (mal abgesehen davon, dass zur Beleuchtung nur Fackeln und ähnliche Lichtquellen ausreichen mussten):
- enorme räumliche Vorstellungskraft, weil die Wände teilweise keine vollständige Betrachtung mit einem Blick zulassen und trotzdem maßstabgerecht und ‚korrekt‘ wären, würde man sie auf eine flache Wand übertragen
- überhaupt die Fähigkeit, Gesehenes in einem Bild umzusetzen
- gute Beobachtungsgabe, denn die dargestellten Szenen zeigen komplexe Situationen
- handwerkliches Geschick im Umgang mit der Herstellung von Malutensilien und Farben
- Zielstrebigkeit, weil einige der bemalten Flächen nur mit eigens dafür angefertigten Gerüsten erreichbar waren
Als wir uns die Gemälde ansahen, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was Iry-Roe angetrieben hat. Langeweile? Verarbeitung einer posttraumatischen Belastungsstörung? Und warum hatte Iry-Roe soviel Zeit? Handelte es sich womöglich um eine Auftragsarbeit 🤓? Sicher bin ich mir, dass die Bilder keinen religiösen Hintergrund haben. Wie auch, Jesus kam für die Höhlenbewohner um einiges zu spät.
Was auch immer die Motivation war, sie war groß und es ist etwas Großes entstanden.
Fakt ist…
…die Malereien sind z.T. deutlich größer, als ich sie mir vorgestellt hatte und es sind viel mehr Bilder, als erwartet. Insgesamt fand ich die Ausstellung schöner und beeindruckender, als vieles, was ich in dem einen oder anderen Museum geboten bekommen habe. Natürlich habe ich eine Menge Fotos gemacht aber die werden allesamt der Sache nicht gerecht. Außerdem würde der informative Charakter nicht mit der Anzahl zunehmen. Mit den wenigen hier gezeigten Bildern versuche ich daher nur, Neugierde für diesen wirklich interessanten Ort zu wecken.
Zurück in die Vergangenheit
Die Höhle von Lascaux war auf unserer Rundreise durch Frankreich das letzte Ziel, mit dieser Etappe befanden wir uns bereits auf dem Heimweg. Lascaux liegt im süd-westlichen Département Dordogne, im landschaftlich reizvollen Vézère-Tal. Während unseres Aufenthalts fand – soweit ich es nachvollziehen kann – das Festival Cultures Aux Coeurs statt. An dieser Stelle sei nebenbei richtig gestellt, dass der Ort korrekt und vollständig Montignac-Lascaux heißt. Ich tippe auf eine Eingemeindung oder Ähnliches.
Dementsprechend gehört auch der Campingplatz, auf dem wir nächtigten, noch zum Ort Montignac-Lascaux, obwohl er ein wenig außerhalb liegt. Allerdings darf ich ‚außerhalb‘ direkt relativieren, mit dem WoMo waren es vielleicht fünf Minuten Fahrzeit bis zum ausgewiesenen Wohnmobil-Parkplatz der Höhle.
Meckerecke
Sagte ich Wohnmobil-Parkplatz? Wie so oft in touristisch interessanten Orten, fühlte ich mich auch hier als nicht wirklich willkommener Gast. Direkter gesprochen: die neuronale Kompetenz von örtlichen Politikern oder Verwaltungsangestellten versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Und noch anders formuliert: die Verantwortlichen vor Ort haben es nicht begriffen oder wollen nicht begreifen, dass mobil reisende Menschen sehr viel Geld in die Gemeindekassen spülen. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, dass für Besucher der Höhle, die mit dem PKW anreisen, zwei riesige Parkplätze mit tausenden Parkbuchten bereitstehen, während für Wohnmobile ein lächerlich kleiner Parkplatz mit vielleicht 10 oder 12 Stellflächen existiert. Das ist kein Witz, das ist eine Frechheit. Immerhin ist die Höhle von Lascaux UNESCO-Weltkulturerbe und sollte für alle gleichermaßen leicht erreichbar sein. Hinzu kommt, dass die Gemeinde nicht kontrolliert, ob der Wohnmobil-Parkplatz zur Übernachtung missbraucht wird, was hier ausdrücklich untersagt ist. Wie auch immer, angesichts des Termindrucks (s. Prakische Hinweise), sah ich mich genötigt, unser Wohnmobil ein paar Meter weiter runter an der Straße zu parken.
Praktische Hinweise
Wer die Höhle von Lascaux besuchen will, muss den Eintritt vorher online buchen. Dazu wählt man z.B. auf dieser Seite einen Zeitslot aus, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Vielleicht. Mir schienen die Mitarbeiter vor Ort doch recht flexibel und hilfsbereit zu sein, sodass man mit gültigem Ticket aber verpasstem Termin sicher nicht ohne Besichtigung nachhause geschickt wird.
Einer der beiden PKW-Parkplätze liegt direkt vor der Höhle, allerdings war der wegen des Festivals auch sehr voll.
Die Besichtigung der Höhle findet übrigens gar nicht statt. Nein, ein Besuch ist für Normalsterbliche tatsächlich ausgeschlossen. Aus gutem Grund, denn in den wenigen Jahren zwischen der Entdeckung 1940 und der Schließung für die Öffentlichkeit 1963 hatten die Malereien bereits sehr unter der Belastung gelitten, die durch die Menschenmassen entstanden.
Daher schuf man eine zweite originalgetreue Kopie der Höhle. Das tut dem Erlebnis absolut keinen Abbruch, finde ich. Im Gegenteil, die damalige Regierung hatte nicht nur den Mut, die Höhle für Touristen zu schließen, sondern sie ließ einen Ausstellungskomplex bauen, in dem man viele Informationen bekommt, die sich dem Besucher bei bloßem Betrachten der Bilder nicht erschließen. Dazu wurden in der sogenannten Werkstatt nochmals die Höhlenwände nachempfunden und Bildelemente mit verschiedenen Techniken hervorgehoben und erklärt. Zusätzlich existieren ein Kino und ein Theater, die haben wir uns allerdings nicht angesehen und daher kann ich dazu nichts sagen.
In der großen Empfangshalle werden die Besucher, ausgestattet mit einem Audioguide, auf den Rundweg durch die Anlage geschickt. Der Audioguide gibt abhängig vom Standort der Person die jeweils interessanten Informationen wieder. Theoretisch. Gabi und ich haben ein enormes Talent, die Schwachpunkte solcher Technologien aufzudecken. Wir hatten bereits ein gutes Stück zurückgelegt, bis wir herausfanden, dass mein Audioguide nicht funktioniert. Sowas nervt, also kehrten wir um, dem Besucherstrom entgegen. Weder die entgegenkommenden Leute, noch die Stahlschleusen, die dafür sorgen sollen, dass man sich nur in einer Richtung bewegt, konnten uns aufhalten. Zurück im Besucherzentrum fanden wir einen Mitarbeiter, der das Gerät austauschte. Was soll ich sagen? Daraufhin funktionierte mein Gerät aber Gabis wollte nach einer Weile nicht mehr. Immerhin konnten wir nach einigen Versuchen und wüsten Flüchen das Problem selbst lösen (schließlich hatte es ja vorher funktioniert). Ab dann wurde die Besichtigung super.
Für Reisende
Für Camper empfehle ich mit gutem Gewissen das Camping Le Moulin de Bleufond. Ein schnuckeliger Campingplatz mit großzügigen Parzellen und wegen des Pools ideal für Familien. Nettes Personal, Platz für Camper aller Art und – wie weiter oben gesagt – nicht weit entfernt von der Höhle.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Aufenthalt von zwei oder drei Tagen in Montignac-Lascaux lohnenswert und erholsam ist. Zum Beispiel Ankunft mit Abendessen an Tag 1, Besuch der Höhle an Tag 2 und Bummeln in der City oder Radtour bzw. Wandern durch das Tal an Tag 3. Wir mussten uns aber im direkten Anschluss an den Höhlenbesuch auf den Weg nachhause machen, da unsere verfügbare Reisezeit schon sehr bald verbraucht sein würde.
Von Montignac-Lascaux ins heimische Rheinland ist es ein gutes Stück. Wir übernachteten auf dem Stellplatz in Is-sur-Tille hinter Dijon, der ebenfalls an das Netz des Camping-Car Park angeschlossen ist.






