Rundreise Frankreich, Tag 12 – Der Weg nach Saint-Jean-Pied-de-Port

Hasta la vista Donostia

Meine Überzeugung: die spanischen Basken mögen keine Wohnmobilreisenden. Oder sie haben noch nicht erkannt, dass diese Touristen-Spezies eine Menge Pesetas mit sich führt und ins Land bringt – wenn man sie lässt. Wie ich auf solche gewagten Theorien komme? Unser Tripp führte uns von Biarritz über die spanisch/französische Landesgrenze nach Donostia / San Sebastián (je nachdem, ob man die baskische oder die spanische Bezeichnung bevorzugt). Bei Planung der Reise hatte ich einen für Wohnmobile geeigneten bzw. reservierten Stellplatz im Vorort Ilumbe gefunden. Das Gespräch mit einem anderen deutschen Wohnmobil-Paar beim Einkauf in Biarritz, das lustigerweise einen Tag zuvor in Bordeaux auf dem Stellplatz neben uns gestanden hatte, bestätigte unsere Annahme, dass man mit dem Wohnmobil in San Sebastián nicht parken kann. Viel mehr noch, mittlerweile darf man nur noch mit modernen schadstoffarmen Fahrzeugen in die City.
Alles klar, alles kein Problem, war ja eh geplant. Dachten wir. Bis wir jenen Wohnmobil-Parkplatz in Ilumbe fanden, der diese Bezeichnung definitiv nicht verdient hat. Direkt neben einem großzügig angelegten Parkplatz für PKW fanden wir ein Areal vor, auf dem theoretisch vielleicht 14 Fahrzeuge parken könnten. Wenn die Leute ihre Wohnmobile nicht dermaßen inkompetent über die Parkbuchten hinweg abstellen würden. Abgesehen davon wirkte der Platz verdreckt und in dem Wohnmobil, neben dem ich zu parken versuchte, vermute ich nach wie vor, dass darin nicht nur Müll vergammelt und Lebensmittel verwesen. Boah! Ich hätte auf eine Handbreit parken müssen und dem/der wäre zu 100% völlig egal gewesen, wenn zu den ungezählten Beulen, Dellen und Kratzern weitere hinzugekommen wären. Der Spiegel war auch schon notdürftig mit Stoff am Fahrzeug befestigt.
Nein, hier zu parken war keine Option, niemals würde ich in dieser Gegend bei diesen Leuten ein Auto unbeaufsichtigt stehen lassen. Das, was ich von Ilumbe gesehen habe, war einfach nur abschreckend. Ein Stück weiter war ein langgezogener Parkstreifen, wo Reisebusse standen. Aber auch hier hätte ich Angst um das Fahrzeug und seinen Inhalt gehabt. Und das war’s auch schon mit den Parkplatz-Möglichkeiten rund um Donostia / San Sebastián. Tschüss Stadtväter, tschüss Touristen-Verantwortliche, danke für nichts. Vielleicht sehen wir uns ein andermal, wir fahren einfach weiter.

Um fair zu bleiben: die Nord-Spanier sind nicht die einzigen, die nicht begriffen haben, dass Wohnmobil-Tourismus Geld in die Gemeinde-Kassen bringt. Auch beim Einkauf z.B. in Biarritz hatten wir erhebliche Probleme, einen Parkplatz zu finden. Oft ‚reservieren‘ die Einkaufszentren ihre Parkplätze exklusiv für PKW durch Höhenbegrenzungen. Ganz extrem fand ich – ebenfalls in Biarritz – das Verbotsschild des Intersport für Wohnmobile. Aber Surfbretter und Badezeugs dürfen die Camper natürlich gern kaufen… Und wie bereits vor einigen Tagen festgestellt, reicht für entsprechende schlechte Erfahrungen ein Tripp an die Ostsee.

Um aber zu den positiven Reise-Erinnerungen zurückzukehren: Die Box von Maut1 hat in Frankreich und Spanien wieder mal reibungslos die Schranken für die kostenpflichtigen Autobahnabschnitte geöffnet.

Gott zum Gruße – ich bin ihre intelligente Reiseplanerin

Noch ein Rückblick und zugleich ein Tipp, diesmal im Hinblick auf Stellplätze, speziell in Frankreich: bei Biarritz verbrachten wir drei Tage auf einem Stellplatz von Camping-Car Park in Milady, in Cazilhac bei Carcasson eine Nacht. In einem WoMo-Reiseblog hatte ich von diesem über Frankreich verteilten Betreiber von Stellplätzen gelesen. Für ein paar Euro mehr kann man den Platz im Vorfeld reservieren. Bei der Ankunft wird ein Zugangscode genannt, den man auch beim Verlassen verwendet und jeweils in ein Tastenfeld tippt. Super praktisch und m.E. empfehlenswert. Von unserem tollen Wohnmobil auf dem Stellplatz in Cazilhac wird’s später sicher auch noch ein Foto zu sehen geben.

Jetzt aber endlich zurück zu unserer Tour!
Nachdem wir – fast schon fluchtartig – Donostia / San Sebastián verlassen hatten, fuhren wir zunächst wieder zurück zur Landesgrenze Frankreich. Unser WoMo-Navi schlug eine Route über die Autobahn vor. Logisch, die Dinger haben es immer eilig und wollen Kilometer sparen. Glücklicherweise hatte ich aber bei der Reiseplanung in einem meiner wenigen lichten Momente die Idee, mir von einer KI Unterstützung einzuholen. Warum sollte ich mir alles allein ausdenken, und nicht einen Teil der Arbeit einer artificial intelligence übertragen? Tatsächlich hatte ich über mehrere Tage hinweg einen kreativen Diskurs mit ChatGPT und ließ mir immer wieder Tipps und Anregungen geben. Meist war das, was dieses Monster aus tausendundeinem Rechner von sich gab, hilfreich. Auch, als es um die Planung unserer Route von Spanien nach Saint-Jean-Pied-de-Port, unserem nächsten Ziel ging.

Nenne mir für unsere Reise einige schöne Zwischenziele entlang der Pyrenäen-Route zwischen Donostia-San Sebastian und Carcassonne.
Evtl. auch mit einer Übernachtung auf einem Wohnmobilstellplatz.

So und mit einigen anderen Anweisungen näherte ich mich dem schlussendlichen Weg nach Saint-Jean-Pied-de-Port. So führte uns die Reise unter anderem über Ainhoa, angeblich einem der schönsten Orte Frankreichs und Espelette, einer Kleinstadt, die sich insbesondere einem feinen Chili, dem ‚Piment d’Espelete‚ verschrieben hat. Wir knipsten mit Handy und Kamera und kauften (wirklich teure aber auch ungewöhnlich gute Schokolade). Beide Ortschaften sind weit bekannt und dementsprechend gut besucht. Dennoch fand ich es erträglich und habe den Bummel in beiden Dörfern (so würde ich die Anhäufung von Häusern eher bezeichnen) genossen.

Bemerkenswert fand ich in Ainhoa die Nähe bzw. Integration des Friedhofs in den Ort. Beides gehört – in Verbindung mit der Kirche – direkt zusammen. Ein wenig befremdlich für mich ein wenig die Ignoranz oder auch die mangelnde Sensibilität, mit der die Touristen an den Grabstellen vorbeiziehen. Aber okay, den Toten wird’s in diesem Ort nicht so schnell langweilig, denke ich.

Die KI hatte unter anderem als Zwischenziel Ascaine vorgeschlagen. Dort tranken wir einen Café Americano, für Essen war es noch zu früh. Ein Stück weiter folgte in den Ausläufern der Pyrenäen die Ortschaft Sare. Wir kamen an einer Reisebus-Haltestelle und einem Parkplatz vorbei, wo kurz vorher noch ein Verbot für Fahrzeug über 3,5t war. Um es etwas anschaulicher zu formulieren: wir bewegten uns mit dem Wohnmobil über eine schmale, kurvenreiche Strecke, meist bergauf. Blick links: Bäume. Blick rechts: Parkplatz. Blick rechts: Busparkplatz, PKWs, Touristen! Blick nach vorn: Buden mit Leckereien, Touristen überall. Blick rechts: eine Zahradbahn. Blick nach vorn: eine Kurve. Und schon hatten wir das Dorf wieder hinter uns gelassen.

Ja, die KI hatte auch Sare vorgeschlagen. Aber hier war ich definitiv überfordert, das ging mir alles zu schnell, um mich für ein Anhalten, einen Ausflug mit der Zahnradbahn oder was auch immer zu entscheiden. So plötzlich tauchten die Dinge vor uns auf und so plötzlich verschwanden sie wieder hinter der nächsten Kurve. Vielleicht gilt als Entschuldigung für mich, dass wir ja eigentlich nur eine schöne Strecke zurücklegen wollten. Also auch hier, wie in Spanien: vielleicht ein andermal.

Weiter ging’s entlang der Pyrenäen und wir genossen die Fahrt durch diese abwechslungsreiche Landschaft, bis wir irgendwann Saint-Jean-Pied-de-Port erreichten. Das Städtchen ist gewissermaßen ein Durchlauferhitzer für Pilgerer. Hier laufen mehrere Pfade aus verschiedenen Richtungen zusammen, um dann die Pilgerer und Pilgerinen auf einem Weg weiter in Richtung Mekka Santiago de Compostela zu führen.
Der Ort ist defintiv einzigartig, nicht nur wegen seines Baguette-Automaten. Die Altstadt bzw. die Gasse zwischen den alten Häusern hindurch hat eine eigene Strahlkraft, am Ende, oben am Hügel ist eine Festungsanlage.
Wir hatten Hunger und kehrten in das Comme ̀a la Maison ein. Wir hatten die Wahl, ob wir drinnen oder draußen essen wollen und wurden an einen Tisch in einem kleinen Hof geführt, wo Platz für höchstens 12 Personen ist. Das Restaurant ist so klein, dass es nicht mal Platz für eine eigene Webseite hat. Aber! Definitiv eine Empfehlung. Ohne jede Übertreibung, hier habe ich die beste Gemüsesuppe (Minestrone) meines Lebens gegessen und auch die Tagliatelle und das Tiramisu waren top. Und am Ende erhielt ich für unser Abendmahl incl. Getränke eine mehr als faire Rechnung.

Nach dem Besuch des Comme ̀a la Maison spazierten wir noch die Gasse rauf und hinunter, genossen die Ruhe, die der Ort ausstrahlt sowie das letzte Tageslicht und eilten dann zügig zum Wohnmobil, weil wir beide aufs Klo mussten.

Leider habe ich es verpennt, ein Foto vom Stellplatz in Saint-Jean-Pied-de-Port zu machen. So etwas habe ich bislang noch nicht gesehen: jeder Stellplatz besteht aus einer Betonplatte und einer eigenen Stromsäule. Dadurch wird nicht ‚wild‘ geparkt, jeder hat seinen (annähernd waagerechten) Platz, der Betreiber hat keine Diskussionen über zu eng oder falsch abgestellte Fahrzeuge. Und wenn die letzte Betonplatte belegt ist, ist der Platz voll. Fertig.

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